Das große ganze

Das Arbeiten mit der Erde als Lebendigem bedeutet Eintauchen in die Rhythmen von Geburt und Tod. Als Gärtner lebt man bewusst mit den vielfältigen Natur- und Jahresrhythmen, mit den kosmisch-irdischen Prozessen.
Der Umgang mit diesen rhythmischen Prozessen ist ein Aussteigen aus den mechanisierten Vorgängen der digitalen Welt, die oft ermüdend und erschöpfend wirken.


Als Mensch kann ich mich von den natürlichen Rhythmen emanzipieren -  eine Pflanzen kann das nicht, da sie einen festen Standort hat. Am Abend ziehen manche Pflanzen ihre Blätter zusammen, am Tage blühen sie auf. Jede Pflanze lebt in diesem Tages- und Nachtrhythmus sowie im Wochen- Monats- und Jahreszeitenrhythmus.

Gartenarbeit ist etwas, "wo man sich Weltzusammenhänge handtätig hineinflicht und sie so um sich herum erfährt“ (M. von Mackensen). Diesen Weltzusammenhang findet man im Gartenorganismus, im individuellen Wirken von Mensch und Land.
Wenn man sich in diesen Gartenorganismus hineinstellt, kann man die fortlaufend anfallenden Arbeiten in ihrer Notwendigkeit erleben und ausführen.


»Indem wir die Hand ausstrecken zu sinnvoller Arbeit, verbinden wir uns mit dem Geiste … Also nicht darauf kommt es an, dass der Mensch tätig ist, denn das ist auch der Träge, sondern darauf kommt es an, inwiefern er sinnvoll tätig ist. Sinnvoll tätig ist er, wenn er so tätig ist, wie es seine Umgebung erfordert, wie es nicht bloß sein eigener Leib erfordert.«  (Rudolf Steiner)

Wenn ich im Garten arbeite, verbinde ich mich mit der Schöhnheit, mit dem Geist, mit der Erde, mit mir selbst.
Darum ist Gartenarbeit für viele Menschen so nährend und attraktiv.


Wenn ich dem Garten als Organismus begegne, begegene ich ihm mit Achtung und Respekt. Er ist dann nichts, was ich nach meinen Vorstellungen forme (und verforme), sondern etwas, was seine eigenen Gesetze, seine eigene Weisheit hat, die es zu berücksichtigen gilt. Ich weiß dann, dass alles mit allem darin verbunden ist - wenn ich hier einen Baum pflanze, hat dies ebenso Auswirkungen auf den gesamten Garten, wie wenn ich einen Baum fälle. Dann wird deutlich, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich ökologisches Saatgut verwende oder gebeizte konventionelle Sämereien. Sobald ich an einer Stelle etwas verändere, etwas einbringe oder entnehme, geschieht etwas im gesamten Garten. Ich zwinge nicht dem Garten meinen Willen auf, sondern erkenne, was er fordert, was er braucht, und gestalte daraufhin eingebunden in diesen Organismus, was notwendig und wichtig ist, und verbinde mich schöpferisch mit den Formkräften der Natur.