Wunder

Eines Morgens lag eine Prachtspiere am Zaun umgekippt auf dem Boden. Ich traute meinen Augen kaum: Der Wurzelballen war komplett abgenagt, es war nur noch ein Stumpf übrig. Eine Wühlmaus war unterwegs.
Bereits zuvor hatte sie einer Eberesche und einem Zierapfel den Garaus gemacht.
War die Prachtspiere noch zu retten?
Nachdem ich bei der Eberesche und dem Zierapfel vegeblich versucht hatte, sie in Erde neu wurzeln zu lassen, probierte ich es bei der Prachtspiere anders. Ich stellte den abgenagten Stumpf mit den Zweigen und Blättern in einen Wassereimer, in den ich Biplantol, homöopathische Tropfen für Pflanzen, gab.
Viel Hoffnung hatte ich nicht, denn es waren ja überhaupt keine Wurzeln übrig.
Nach zwei Wochen stellte ich fest, dass sich zarte kleine Haarwurzeln bildeten, die nach und nach mehr wurden. Nach zwei Monaten war ein neues zartes Wurzelwerk entstanden, so dass ich die Prachtspiere erst einmal in einen Kübel in Erde setzte, noch geschützt, aber wieder in ihrem Element.
Wiederum zwei Monate später pflanzte ich sie (samt Wühlmauskorb!) wieder in die Hecke, wo sie einmal gestanden hatte, es war mittlerweile Herbst.
Im kommenden Frühjahr trieb die Prachtspiere viele grüne Blätter aus und blühte üppig.
Ich stand vor einem Wunder. Wieder hatte ich eine Lektion gelernt. Wenn alles dagegen spricht, dass das Leben sich durchsetzt, dann tut es das eben doch. Das Unmögliche ist möglich.